12.6.2021

Ansprach von Felicitas Gärtig anlässlich des 100. Jahrestages der Einweihung des Mahnmals für die Gefallenen des OWK im ersten Weltkrieg:

 

Liebe Wanderfreundinnen und Wanderfreunde

 

Wir gedenken heute des 100. Jahrestages der Einweihung des Mahnmals für die Gefallenen des OWK im ersten Weltkrieg. Man muss dabei sehen: 1911 wurde die OWK Ortsgruppe Großsachsen gegründet. Ich kenne die Zahl der Gründungsmitglieder nicht, aber die Jahre zwischen 1911 und 1914 waren von zahlreichen Aktivitäten der Mitglieder geprägt: bereits im Jahr 1912 konnte die Höllenquelle gefasst und der Allgemeinheit übergeben werden. Am 20. April 1913 war die Hundskopfhütte, eine Schutzhütte für Wanderer auf dem Hundskopf, dem Hausberg Großsachsens, fertiggestellt und wurde festlich eingeweiht. 
Der Verein pflegte eine rege Wandertätigkeit, doch 1915 mussten die "programmmäßigen Wanderungen" eingestellt werden, da 75 % der Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen waren.

Wenden wir uns den Menschen zu, derer auf diesem Stein gedacht wird. Hier stehen 18 Namen.
Wir wissen nicht, ob sie sich in der Kriegsbegeisterung des Jahres 2014 freiwillig gemeldet haben oder eingezogen wurden, wir wissen nur, dass sie nicht zurückkehrten.

Walter Helfert hat sich die Mühe gemacht, die Todesdaten mit den Geburtsdaten abzugleichen: der Älteste fiel mit 37  Jahren, der Jüngste mit 22 Jahren. Diese Männer waren in einem Alter, in dem man anfängt, seinen Platz im Leben zu finden oder ihn bereits gefunden hat. Vielleicht hatten einige gerade geheiratet oder eine Familie gegründet – darüber kann man nur mutmaßen. In einem alten Kästchen stieß ich auf Feldpostbriefe, die einige der Soldaten an den  damaligen Vorstand des OWK gerichtet hatten, meist von der Westfront. Diese drückten eine enge Verbundenheit mit dem Verein aus. 1921, 3 Jahre nach Kriegsende, hat man dann die gefallenen Mitglieder mit diesem Gedenkstein geehrt. Ich kenne die Mitgliederzahl im OWK 1914 nicht, aber 18 Menschen auf diese Art zu verlieren, hat den jungen Verein schwer getroffen.

Man weiß, dass der Kriegsbeginn im Sommer 1914 in manchen Kreisen der Bevölkerung von einer großen Kriegsbegeisterung geprägt war. Im Vertrauen auf die militärische Überlegenheit der eigenen Nation rechnete man damit, im Winter zurückzukehren, niemand ahnte, dass dieser Krieg vier Jahre dauern würde mit weltweiten Verwicklungen und dass am Ende die totale Niederlage Deutschlands stehen würde.

Der Krieg, in den man mit so großem Enthusiasmus gezogen war, hinterließ bei denen, die ihn überlebten, bittere Ernüchterung. Leider sollten die Kriegsfolgen und vor allem die Bedingungen, die Deutschland im Friedensvertrag von Versailles akzeptieren musste sowie die wirtschaftlichen Folgen, die sich daraus ergaben, dazu führen, dass nur einige Jahre später eine Bewegung erstarken konnte, die nicht nur von einem extremen Nationalismus geprägt wurde, sondern auch zutiefst rassistisch war. Und diese nationalsozialistische Ideologie  führte Deutschland nur 21 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs in einen noch verheerenderen weltweiten Flächenbrand, in dem weltweit über 70 Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, einen Krieg, der sich nicht nur an den Fronten abspielte, sondern der als Luftkrieg auch viele Todesopfer in der Zivilbevölkerung aller kriegsbeteiligten Länder forderte und wiederum kehrten auch viele Mitglieder der Ortsgruppe Großsachsen nicht zurück.

Ab 1939 hatte der Verein zwar noch Mitglieder, offizielle Wanderungen gab es jedoch nicht mehr. Beim Einmarsch der Amerikaner im April 1945 wurden alle Klubunterlagen vernichtet. Doch 1953 erwachte die Ortsgtuppe zu neuem Leben und erlebte unter den Vorsitzenden Eyermann, Haag, Naß und Scheffold nach zwei Weltkriegen eine neue Blüte mit einem großen Angebot an Wanderungen und Ausflügen und reger Beteiligung auch an den Festen der Gemeinde im Jahresablauf.

Doch die Geschichte hat auch unseren Verein auf grausame Art gelehrt, was Krieg bedeutet.
Viele von den Älteren unter Euch haben als Kinder noch die Schrecken des 2. Weltkrieges kennengelernt.
Ich selbst hatte das große Glück, fast 70 Jahre alt zu werden, ohne einen Krieg miterleben zu müssen. Zumindest die Völker Westeuropas haben einen Weg gefunden, sich friedlich zu verständigen, wenn auch nicht immer reibungslos. Wir sollten für die letzten 76 Jahre in Frieden sehr dankbar sein!

Ich bitte Euch nun, eine Minute innezuhalten und der Toten, die auf diesem Stein genannt werden, zu gedenken und wir sollten in dieses Gedenken auch diejenigen einschließen, die im 2. Weltkrieg ihr Leben lassen mussten.

Ich danke Euch!

 

 

 

 

17.5.2021

Das Jahr der Jubiläen 2021

 

Am 5. Juni 1921 wurde das Ehrenmal bei der Kunz’schen Mühle zu Ehren der gefallenen Mitglieder des OWK und des Gemeinnützigen Vereins Großsachsen eingeweiht. Da der Gemeinnützige Verein sich schon bald danach aufgelöst hat, hat die Ortsgruppe Großsachsen des OWK die Pflege übernommen und darf jetzt auf 100 Jahre Hege und Pflege zurückblicken.

Im Zeitungsartikel des „Weinheimer Anzeigers“ vom 10. Juli 1921 ist unter anderem die Feier als „dem ganzen Sinn entsprechend einfach und schlicht“ beschrieben. Das werden wir auch zum 100. Einweihungsjubiläum so halten.

Das nächste Jubiläum ist dann 110 Jahre Ortsgruppe Großsachsen. Man nimmt das Jahr 1911 als Gründungsjahr an, Unterlagen über den genauen Ort und den Zeitpunkt kennt man nicht. Hier wird voraussichtlich Ende des Jahres eine Jubiläumsfeier (soweit es CORONA zulässt) stattfinden.

In unserem Schaukasten in der Breitgasse wird aktuell sehr anschaulich dargestellt, wie viele Opfer der Erste Weltkrieg unter den jungen OWK-lern gefordert hat. Viele Familiennamen von den Gefallenen gibt es heute noch in Großsachsen.

Dies sei nun erst einmal der Anfang einer über mehrere Artikel geplanten Serie zum OWK Großsachen.